Hofreiter legt in Auto-Debatte nach

Grünen-Fraktionschef Hofreiter verteidigt die Forderung nach dem Ausstieg aus der Produktion von Verbrennungsmotoren bis 2030.

Die Debatte läuft heiß, und zwar nicht nur bei den Grünen. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat sie in Fahrt gebracht. Die Forderung seiner Partei für einen Ausstieg aus der Produktion von Benzin- und Diesel-Pkw bis 2030 sei Schwachsinn, echauffierte er sich: „Wie kann man so ein Zeug verzapfen.“ Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter verteidigte nun den Beschluss, den die Partei vor einer Woche gefasst hatte. Das Ende des Verbrennungsmotors bis Ende des nächsten Jahrzehnts sei „technisch machbar“, „klimapolitisch unerlässlich“ und „industriepolitisch enorm wichtig für Deutschland“, schrieb er in einem Gastbeitrag für „n-tv.de“.

Artikel zitiert von Joachim Wille aus Frankfurter Rundschau

Der Ausstieg bis 2030 ist laut Hofreiter notwendig, um das Paris-Klimaziel der Treibhausgas-Neutralität bis 2050 auch im Verkehrssektor zu erreichen. „Denn im Durchschnitt sind Pkw in Deutschland 18 Jahre auf der Straße unterwegs.“ Zudem bräuchten die Autokonzerne eine „klaren politischen Rahmen“ für die Umstellung der Produktion, nachdem die Bundesregierung ihr Ziel von einer Million E-Autos bis 2020 aufgegeben hat. „Verständlicherweise zögern deshalb viele Hersteller, sich mit voller Kraft auf die E-Mobilität oder andere alternative Antriebe einzulassen“, schreibt der Grüne. Weiter verweist er darauf, dass der wichtige Absatzmarkt China eine E-Auto-Quote einführen wird und zum Beispiel in Norwegen bereits heute 40 Prozent der Neuzulassungen elektrisch seien. Deutschland hinke dagegen „weit hinterher.“

Hofreiter fordert eine „umfangreiche politische Begleitung“ des 2030-Ziels – durch schnellen Ausbau der Ladeinfrastruktur, neue Kaufanreize und mehr Forschung zur E-Mobilität. Günstig sei, dass man für E-Autos keine zentralen Tankstellen brauche.

„Jeder Parkplatz, jede Garage kann zu einer kleinen E-Tankstelle werden.“ Damit geht der Fraktionschef indirekt auf Kretschmann ein, der davor gewarnt hatte, dass Tankstellen durch die langen Ladezeiten der Batterieautos blockiert würden. Für die bisher begrenzte Reichweite der E-Autos und die hohen Batteriekosten zeichneten sich technische Lösungen ab, schreibt Hofreiter.

Damit die ökologische Gesamtbilanz positiv werde, müsse sichergestellt sein, dass die E-Pkw nicht mit Kohle, sondern Ökostrom fahren. Das sei machbar; so erhöhten zum Beispiel sechs Millionen Batterie-Autos den deutschen Stromverbrauch nur um zwei Prozent. Weiter forderte Hofreiter den Aufbau eines guten Recyclingsystem für Batterien sowie eine generelle Verkehrswende, die mit mehr Bussen, Bahnen und Radverkehr Alternativen zum Auto „massiv“ ausbaue.

EU erwägt Quoten für E-Autos

Unterdessen wurde bekannt, dass es auch die EU künftig Absatzquoten für E-Autos vorschreiben könnte. Die Brüsseler Kommission erwäge, sie in einem neuen Gesetzespaket zur CO2-armen Mobilität zu verankern. Das sagte Dagmara Koska aus dem Kabinett des für die Energieunion zuständigen EU-Kommissars Maros Sefcovic bei einer Konferenz des europäischen Stromindustrie-Verbandes Eurelectric in Brüssel laut dem Infodienst Energate. Der Generalsekretär des europäischen Verbands für Elektromobilität Avere, Bert Witkamp, begrüßte dieses Vorhaben. Weiter sagte er, dass sich auch die Autoindustrie womöglich nicht mehr gegen eine solche Vorgabe sperre. Er zitierte dazu einen Vertreter des Autobauers VW. Dieser habe kürzlich gesagt: „Wenn wir es machen müssen, dann tun wir es.“

Beim Autobauer Porsche gibt es derweil offenbar Pläne, bereits bis 2022 die Hälfte aller produzierten Autos nur noch mit Elektro-Antrieben auszurüsten. Zu der Nachricht, die vom „Manager Magazin“ in Umlauf gebracht wurde, sagte ein Konzernsprecher, es sei in der Sache noch keine endgültigen Entscheidung getroffen worden. Dementieren wollte er die Pläne allerdings auch nicht.

Ein solcher Schritt des Sportwagen-Herstellers wäre ein wichtiges Signal angesichts der E-Auto-Konkurrenz des US-Konzerns Tesla und für die anderen deutschen Autobauer, die Ähnliches bisher nicht planen. Porsche hat seinen Sitz übrigens in Kretschmanns Bundesland.

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