Ein Schwarze Montag für uns und die Protestkultur

Es ist schon traurig, da steht man Montags auf, geht zur Arbeit und doch, ist man völlig genervt und kein Stück ausgeruht. Hat man am Wochenende noch die politischen Ziele, die man gern und offen vertritt anderen versucht näher zu bringen, steht man dann plötzlich in der Kritik, weil man für politische Vielfalt und für Demonstrationsrechte eintritt. Plötzlich werden Forderungen nach einer weiteren Täterdatei, mehr Überwachung und vieles mehr sehr, sehr laut und man stellt sich die Frage: Ist denn die Forderung nach persönlicher Freiheit mittlerweile so weit weg von dem aktuellen Geschehnissen?

Die Gespräche mit den Kollegen drehen sich natürlich nur um Hamburg und diese unbeschreiblichen Gewaltexzesse die unserer politischen Kultur schwer geschadet haben. Sehr schnell wird der Ruf nach drastischen Verschärfungen der Gesetze laut und Argumente fallen schwer in solchen Zeiten und unter solchen Umständen.

Ist das jetzt Deutschland? Ein Land in dem Steine und Brandsätze als politische Argumentationshilfe dienen? Ein Land was durch noch mehr Überwachung prophylaktisch jede menge Daten sammelt? Ein Land in dem Freiheit und Vielfalt mehr und mehr durch kleine Gruppen, ich möchte sie mal ‘Fehlgeleiteter’ nennen, in eine vollständig überwachte Zone verwandelt wird? Ein Land in dem der intelligente Protest einfach unter geht statt als leuchtendes Beispiel in die Welt zu strahlen?

Es fällt mir an diesem Montag schwer an uns als ein durch politische Vielfältigkeit geprägtes Land zu glauben.  Es betrübt mich zu sehen, wie wir ein Chance vertan haben, der Welt zu zeigen, dass Protest nicht Gewalt sondern vielfältig ist, das Protest nicht Schwarz sondern bunt ist … schade.

Viel schlimmer finde ich, dass auch niemand Verantwortung übernehmen will. Bei den ganzen Berichten und Analysen habe ich immer nur gehört: ‘Nein, ich kann nichts dafür…’ und ‘Nein, das war nicht absehbar…’ es ist immer leicht, am Ende mit dem Finger auf jemanden zu zeigen und die Schuld dort hin zu argumentieren – ich denke aber das ist hier nicht der richtige Weg. Wie mittlerweile in sehr vielen politischen Bereichen vermisse ich den, mit dem Rückgrad, der sich vorne hinstellt und sagt:

OK, ich bin verantwortlich und ziehe die Konsequenzen daraus…

Vielleicht ist das zu viel verlangt. Der Schaden ist groß und es drängt sich die Frage auf, wie werden wir weiter damit umgehen. Ein Angestellter der Fehler macht, der steht, notfalls bis zur letzten Konsequenz dafür ein und wird immer die Gelegenheit bekommen den Fehler wieder gut zu machen.  Das führt zu Vertrauen zwischen Unternehmer und Mitarbeiter, denn der Unternehmen sieht zunächst einen Mitarbeiter der seine Fehler auch erkennt. Das kann in der weiteren Entwicklung dieser grazilen Beziehung für beide Seiten nur von Vorteil sein.

Aber wie ist es, leider zu oft, in der Politik? Das Volk als Arbeitgeber kann nicht erkennen, dass sein Mitarbeiter, der Politiker, einsieht einen Fehler gemacht zu haben… das zerstört Vertrauen! ich kann nur hoffen, dass sich das ganz schnell ändert und wir bitte wieder Politiker finden, die nicht an ihrem Sessel kleben, sondern den A… in der Hose haben auch mal zu erkennen, dass etwas gründlich schief gelaufen ist!

Ricardo Blaszczyk – Ortsverband BÜNDNIS 90  / DIE GRÜNEN

WhatsApp Google+

Verwandte Artikel

Kommentar verfassen

Artikel kommentieren


* Pflichtfeld