Sozialer Wohnungsbau gegen wachsenden Bedarf an bezahlbaren Wohnraum?

Wir haben eine Problem! Und das Problem wächst in ganz Nordrhein-Westfalen.  Der Bedarf an bezahlbarem und stadtnahem Wohnraum, auch in Warburg, steigt. Das hat mehrere Gründe. Neben einer wachsten Anzahl potenzieller Mieter durch steigende Geburtenraten, Asylsuchenden und dem Bedürfnis im Speckmantel von Paderborn / Kassel leben zu wollen, auch, weil die spätere Vermarktung lukrativer ist, wenn überwiegend hochwertige Wohnanlagen gebaut wird. Zusätzlich besteht ein Renovierungsstau in Altbeständen der Hansestadt. Über das Thema misslungene Mietpreisbremse möchte ich hier lieber gar nichts sagen.

Das alles verknappt den Markt enorm, und wo die Nachfrage das Angebot übersteigt, steigen die Mieten. Die schwächeren Mitglieder der Gesellschaft sind längst schon an den Rand gedrückt und verzweifelt. Steigende Teilnehmerzahlen bei den Tafeln, wachsende Altersarmut und stagnierende Zahlen bei den Langzeitarbeitslosen sind da nur einige Indikatoren. Längst ist der Punkt erreicht, an dem die betroffenen  Behörden reagieren sollten um weitere gesellschaftliche Differenzierung und Ausgrenzung zu verhindern. Neben der steuernden Hand des Landes, dem Kreis ist insbesondere auch die einzelne Kommunen gefragt, um Wohn- und damit verbunden Lebensqualität in den Städten sicher zu stellen.

Situation in Warburg

In Sachen echtem sozialem Wohnungsbau liegt es in Warburg aber nicht nur an geeigneten Flächen, die fehlen. Zu lange wurde zu wenig durch Bund und Land gefördert. Die Appartements, die zur Boomzeit in den 1980er bis zu den 2000er Jahren entstanden sind (einige Hundert in Warburg) fallen entweder bald aus der 20-jährigen Bindungsfrist heraus oder sind es bereits. Die Hansestadt Warburg könnte den Bau von bezahlbaren Wohnungen zumindest versuchen indirekt fördern. Indem sie stadtnahe Grundstücke, für die sie Vorkaufsrecht besitzt, sichern und ohne großen Preisaufschlag gezielt und zum ‘Wohle der Allgemeinheit’ an Bauträger mit entsprechendem Konzept weitergeben würde.

Chancen erkennen

Letztlich muss man als Kommune, Kreis und/oder Bundesland auch die Chancen erkennen. Sozialer Wohnungsbau muss kein Verlustgeschäft sein. Vielmehr sollte es ein attraktives, staatlich unterstütztes aber sozialverträgliches Modell werden, das gemeinnützigen Unternehmen betreiben. Vorausblicken kann man schließlich schon jetzt den Bedarf auch zukünftig an bezahlbaren Wohnraum abschätzen – dazu Bedarf es nur eines Blicks auf die Alterspyramide und auf das sinkende Rentenniveau, schon erkennt man, dass der Bedarf eher wächst als zurück geht.

Die Landesregierung Nordrhein-Westfalen wird sich derzeit bestimmt fragen, wie man von seinen früher Entscheidungen so hart eingeholt werden kann.  Hatte man 2008 die Privatisierung der Landesentwicklungsgesellschaft Nordrhein-Westfalen GmbH (LEG Immobilien) unter der schwarz/gelben Regierung vollzogen, wird man heute mit neidvollem Blick auf damals vorhandene Strukturen und Möglichkeiten zurück blicken. Bleibt zu hoffen, dass man in Düsseldorf dies auch schnellstmöglich versteht. Wir GRÜNEN werden in jedem Fall über die Kommunen und den Kreis weiter versuchen, das Auge der Zuständigen auf diese Problematik zu richten und den sozialen Wohnungsbau in unterschiedlichen Modellen voran zu bringen, um die Situation für alle Beteiligen zu lösen.

Ricardo Blaszczyk – BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN Ortsverband Warburg


Ein passender Artikel dazu

Warburg. Wer eine solide ausgestattete und bezahlbare Wohnung in Warburg ergattert hat, der gibt sie so schnell nicht mehr her: Wohnraum ist knapp und die Stadt als Lebensmittelpunkt attraktiv. Auch aus Kassel und Paderborn zieht es immer mehr Menschen in die Hansestadt. Sie ist zum Speckgürtel der beiden Nachbarstädte geworden. Und zum Wunschwohnort vieler Anwohner aus den umliegenden Dörfern.

Katharina Engelhardt am 16.08.2017 in der neuen Westfälischen – Lokaler Wohnungsmarkt wie leergefegt

WhatsApp Google+

Verwandte Artikel

Kommentar verfassen

Artikel kommentieren


* Pflichtfeld