Im Nachgang zu der Studie von Kriminalwissenschaftlers Christian Pfeiffer und seiner Co-Autoren Dirk Baier und Sören Kliem in Bezug auf Kriminalität und Flüchtlingen, ein Kommentar, der auch Brücken zu den verzerrten Bildern durch soziale Medien schlägt.
Kommentar
“Verhetzung ist es, wenn mit Absicht aus »einer« »viele« gemacht wird. Und Volksverhetzung ist es, wenn dann aus »viele« »alle« werden. Es bringen eben nicht alle 15-jährigen Afghanen ihre deutsche Ex-Freundin um. Das hat nur einer getan, in Kandel. Und womöglich tat er es gar nicht, weil er Afghane war, sondern aufgrund einer jugendlichen narzisstischen Störung.
Und doch hält selbst die etablierte Politik den Fall Kandel für einen Grund, nach Röntgenreihenuntersuchungen für alle minderjährigen Flüchtlinge zu rufen. Es begrapschen auch nicht alle »Migranten« Mädchen auf den Straßen. Trotzdem sprechen die AfD-Politikerinnen Storch und Weidel von »marodierenden, grapschenden, prügelnden, Messer stechenden Migrantenmobs«. Sie meinen alle Zuwanderer. Das ist zu Recht ein Fall für den Staatsanwalt.
In den Echoräumen von Twitter und Facebook zählen Fakten nicht. Da lebt jeder in seiner eigenen Parallelgesellschaft. Übrigens auch jene, die unbedingt glauben wollen, es seien nur verfolgte Unschuldslämmer zu uns gekommen. Deshalb ist zu erwarten und zu befürchten, dass die Erkenntnisse des Kriminologen Christian Pfeiffer und seines Teams in diese Echoräume nicht vordringen. Oder nur selektiv.
Die Studie über Ursachen und Umfang der Flüchtlingskriminalität ist unbequem für alle. Ja, die Flüchtlingskriminalität ist höher. Aber sie sind nicht krimineller, weil sie Flüchtlinge sind. Die Frauen, alten Männer und Kinder unter ihnen sind nicht auffälliger als die einheimische Bevölkerung. Kaum auch die »echten« Kriegsflüchtlinge, die sich anstrengen, dass sie hierbleiben dürfen. Die höhere Bereitschaft zur Kriminalität resultiert vor allem aus dem höheren Anteil junger Männer. Auch deutsche junge Männer haben eine höhere Kriminalitätsbelastung als der Rest der Bevölkerung. Das ist altersspezifisch. Bei vielen jungen Flüchtlingen kommt noch die Bindungs- und Perspektivlosigkeit hinzu, besonders bei den jungen Nordafrikanern, die keine Aussicht auf Anerkennung haben.
Es gibt keinen Grund, Täter weniger streng oder strenger zu behandeln, je nachdem, woher sie kommen. Prävention und effektive Strafverfolgung sind das A und O einer guten Sicherheitspolitik. Im Fall der jungen Flüchtlinge bedeutet das: Nordafrikaner zügiger abschieben als bisher, zur Not mit Rückkehrprogrammen. Und zugleich jenen jungen Flüchtlingen, die hier bleiben dürfen und werden, mehr helfen als bisher. Mit Sprachunterricht, mit Ausbildung – und mit dem Nachzug der Familie.
Jedenfalls ist die Studie eine differenzierte Analyse für ein emotional aufgeladenes Problem und gibt darauf differenzierte Antworten. Differenzierung ist in den Echoräumen allerdings noch weniger beliebt, als es Fakten sind.”
Ein Kommentar von Werner Kolhoff aus Westfalenblatt vom 04.01.2018
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