Aus gegebenem Anlass möchten wir darauf hin weisen, dass es sich bei diesem Leserbrief um eine persönliche Meinung des Absenders handelt, der aber nicht zwingend mit unserer Einstellung zu dem angesprochenem Thema konform läuft.
Ortsverband BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Warburg
Zu den Entwicklungen rund um das geplante Tierschutzzentrum in Bad Driburg-Siebenstern:
Die Absage der Bürgermeister des Kreises Höxter gegenüber der Deutschen Tierschutzunion, das geplante Tierschutzzentrum nun doch nicht bauen zu wollen, hat mich entsetzt. Meine Frage wäre heute, ob die zuständigen Räte der Stadtverwaltungen im Kreis, ihre Bürgermeister dazu ermächtigt haben, durch einen vorhergehenden entsprechenden Beschluss auf einer Bürgermeisterversammlung, in diesem Thema allein zu entscheiden. Oder sind die neuen Unterlagen der Tierschutz-Union vorher allen Ratsmitgliedern aller Städte vorgelegt und entsprechend beraten und abgestimmt worden? Dieses wäre dringlichst zu prüfen! Ansonsten könnte es nämlich sein, dass dieser Beschluss gar nicht rechtsgültig ist.
Im Jahr 2015 haben sich alle zehn Städte des Kreises für das von der Tierschutz-Union vorgeschlagene Sanierungs- und Betreiberkonzept entschieden. Wurde dieser Beschluss irgendwann in der Zwischenzeit von den Stadträten durch einen entsprechenden Beschluss wieder aufgehoben? Oder verhält es sich so, dass diese seinerzeit gefassten Beschlüsse sich automatisch erledigen, wenn die Bürgermeister anders entscheiden?
Außerdem möchte ich folgendes zu überlegen geben: Auch wenn sich im Laufe der Zeit die Investitionskosten für diesen Bau erhöht haben, die Tierschutz- Union hat die ganze Zeit an diesem Projekt gearbeitet und den Eigenkostenanteil mit 250.000 Euro zusammen bekommen.
Die ganze Zeit wurden Flohmärkte und andere Projekte angestoßen, um dieses Geld zu bekommen. Es haben sehr viele Menschen sehr viel Energie und Engagement in dieses Projekt gesteckt. Das alles einfach ohne eine eventuell doch nicht stattgefundene genaue Prüfung in den entsprechenden Räten, einfach so vom Tisch zu fegen, wäre dann absolut nicht in Ordnung.
Wurde ausreichend geprüft, ob nicht noch andere Zuschüsse wie beispielsweise durch das derzeitige Leader-Programm hätten dafür angefordert werden können? Auch eine der Planung zugrunde gelegte Kreisumlage von 70 Cent plus Mehrwertsteuer pro Kopf, pro Jahr für den laufenden Betrieb dem Betreiber des Tierschutzzentrums zugesagt zu haben, ist meiner Meinung nach zu wenig. Es müsste dringlichst den Bürgern offen gelegt werden, wie die Kosten bei der derzeitig gewählten Lösung aussieht.
Jeder weiß, was ein Tier mit Unterbringung, Futter und Tierarzt kostet. Dafür reichen diese 70 Cent nicht. Hier wäre in den Räten zum Beispiel zu beraten gewesen, ob dieser zugesicherte Anteil gegenüber der Tierschutz-Union nicht hätte erhöht werden können. Schließlich wird mit der Hundesteuer doch auch viel Geld eingenommen. Warum kann man einen Teil davon nicht in diesem Bereich wieder investieren?
Das Geld in ein eigenes Tierschutzzentrum ist meiner Meinung nach immer gut angelegt. Diese momentan kurzfristig vielleicht scheinbar nach außen hin dargestellte kostengünstigere Lösung der auswärtigen Unterbringung wird sich in ein paar Jahren sicherlich als absolut falsch herausstellen. Immer dann, wenn ich nicht mehr selbst entscheiden kann und mich in die Hände von Subunternehmen begebe, werde ich von ihnen abhängig. Sobald diese Abhängigkeit eingetreten ist, kann der andere seine Preise erhöhen. Spätestens aber nach Ablauf eines beispielsweise abgeschlossenen Vertrages über drei oder vier Jahre wird diese Kostenexplosion eintreten. Das ist das Gesetz von Angebot und Nachfrage.
Bei einem eigenen Tierheim wäre man immer auf der sicheren Seite. Ein Tierheim bekommt zum Beispiel auch Spenden, weil sich viele Menschen für Tiere einsetzen. In einem Tierheim kommen viele Menschen zu Besuch, ehrenamtliche kostenlose Gassigänger sind da und viele der Tiere werden auf diese Art und Weise wieder vermittelt. (Wie auch in meinem Fall.)
Im Bad Driburger Tierheim ist es damals sehr oft vorgekommen, das beispielsweise Kurgäste mit den Tieren spazieren gegangen sind und diese dann anschließend mit nach Hause genommen haben. Alles dieses habe ich bei einem privaten Betreiber oder einer Tierpension, die sich weit weg befindet, nicht. Alle diese Möglichkeiten wurden diesen Menschen und Tieren jetzt hier vor Ort genommen.
In vielen Haushalten hier im Kreis leben unzählige Tiere. Jeder Tierfreund weiß, wie sehr er an seinem Tier hängt und was es ihm bedeutet. Denken wir einmal wirklich darüber nach. Wir sollten mit diesem Thema sehr sensibel umgehen. Es ist ein Spiegel unserer selbst, wie wir mit unseren Freunden umgehen. Wollen wir wirklich unsere Tiere über die Kreisgrenzen hinaus verfrachten? Ich wünsche mir, dass dieses Thema in allen Stadträten des Kreises noch einmal ausführlich besprochen wird, unter Einsichtnahme und zur Verfügungsstellung aller Unterlagen, über eine wirklich faire Kreisumlage nachgedacht wird, entsprechende Förderprogramme zusammen mit der Tierschutz-Union besprochen werden und gegebenenfalls der Kreis einen Restanteil übernimmt. Wir sind es uns selbst und vor allem unseren Tieren schuldig.
Ein Leserbrief von JUTTA KÖLLINGER Bad Driburg in der Westfalen-Post am 30.03.2018
»Folgen der Absage nicht bedacht«
In ihrer Versammlung vom 15. März 2018 haben sich die zehn Bürgermeister des Kreises Höxter gegen den Wiederaufbau des Tierschutzzentrums Siebenstern ausgesprochen und wollen dabei bleiben, Fundtiere in kreisfernen Einrichtungen in anderen Bundesländern unterzubringen. Diese Entscheidung ruft Fassungslosigkeit bei vielen Bürgern des Kreises hervor. Alle Aspekte, die für ein Tierheim im Kreis und gegen die kreisferne Auslagerung sprechen, sind bekannt:
Die Wege dorthin sind zum Teil endlos, und es fehlt an der nötigen Transparenz. Was wird aus einem dort abgegebenen Tier, was geschieht mit alten oder kranken Tieren….? Diese kreisferne Versorgung ist langfristig teurer als die in einem kreisansässigen Tierheim, das ist nachweislich so, hat sich in 2017 deutlich bestätigt. Was wird aus Abgabetieren, wenn die Lebensumstände eines Menschen es unmöglich machen, dass er sein geliebtes Haustier weiter versorgen kann? Für diese Tiere müssen die Städte nicht finanziell aufkommen; ein kreisansässiges Tierheim nimmt sie auf, das tut aber kein kreisfernes Tierheim.
Als Grund für ihr Nein zu einem Tierheim im Kreis geben die Städte die zu hohen Baukosten an. Dieser Grund kann nicht wahr sein angesichts der Unsummen, die für städtische Baumaßnahmen ausgegeben werden, deren Sinn man in dieser Größenordnung oft nicht versteht. »Stadt investiert in Sport viele Millionen Euro«, so las man Anfang März 2018, und so ähnlich steht es fast täglich in den Zeitungen – für den Wiederaufbau des Tierheims aber sind 60.000 Euro (im Schnitt) für jede Stadt zu viel
Diese Fragen bleiben:
Wie geht es den Bürgermeistern mit ihrer Entscheidung, auf unabsehbare Zeit, wahrscheinlich für Jahrzehnte, einem Tierheim im Kreis Höxter eine Absage erteilt zu haben? Wieso konnten sich die Befürworter aus ihren Reihen, die es ganz sicher gab, nicht durchsetzen? Warum hatten diese offensichtlich nicht die Kraft, sich mit Nachdruck und stichhaltigen Argumenten, die es reichlich gibt, zu behaupten? Wurden die Neinsager einmal aufgefordert, ganz konkret ihre Absage gegenüber den vielen Argumenten, die dafür sprechen, stichhaltig zu begründen? Wieso kennen wir nicht den wahren Grund für diese Neinsage?
Ist es wohl doch, entgegen ihrer Aussage, die vorherrschende Gleichgültigkeit gegenüber Tieren und betroffenen Menschen und Tierschutz, wie sie wohl kaum in anderen Kreisen zu finden ist? Sonst wären wir nicht der einzige Kreis ohne Tierheim, und das nun auf Jahrzehnte!
Haben sich die Neinsager mal vor Augen geführt, was ihre Entscheidung für zusätzliche und weitergehende Folgen hat?
Die Deutsche Tierschutzunion, die seit fast vier Jahren gekämpft und alles getan hat für den Wiederaufbau des Tierheims, wird ihre über Jahre praktizierten Aktivitäten zum Tierschutz im gesamten Kreisgebiet einstellen.
Ohne das groß zu propagieren hat sie Unglaubliches geleistet im Bereich Tierschutz, hat unzählige Einfangaktionen und Kastrationen durchgeführt (neben vielen anderen zum Beispiel auch fast 60 Katzen in einer Gartenkolonie in Höxter Ende 2016, das Ordnungsamt der Stadt Höxter trug einen kleinen Teil der Kosten), hat für viele dieser und anderer meist herrenlosen Tiere Futterstellen eingerichtet, hat dort für tägliches Nachfüttern gesorgt, hat Tiere vermittelt, hat geholfen und bei Notsituationen Abgabetiere in ihrer eigenen kleinen Station aufgenommen und weitervermittelt, hat maßgeblichen Verdienst an der Einführung der so nötigen Kastrationspflicht in vielen Städten!
Nicht auszudenken in seinen Folgen, wenn das ab sofort alles wegfällt! Wer übernimmt diese Aufgabe ab jetzt? Die auswärtigen Tierheime werden und können das nicht leisten!
Haben die Neinsager das wirklich einmal alles in seinen Folgen bedacht? Ist einmal das Für und Wider wirklich umfassend diskutiert worden?
Das kann nicht sein, denn dann hätte es diese Absage niemals gegeben!
Gisela Pieperling – BRAKEL