Am 25. Nov 2019 berichteten wir, unter Verweis auf ein durch die Frankfurter Rundschau geführtes Interview mit Uwe Scheidewind, über Möglichkeiten die Öko-Krise noch zu vermeiden. Hier ein Kommentar aus dem Warburger Ortsverband dazu.
Uwe Schneidewind kann ich erst mal zustimmen – ‘Alleine reicht grünes Wachstum nicht’ -, vor allem, dass die stärksten Impulse für eine große Transformation aus der Zivilgesellschaft kommen.
[ Wir berichteten hier: Alleine wird grünes Wachstum nicht reichen ]Ob aber Grünes Wachstum überhaupt Bestandteil der Lösung ist, ist für mich eine offene Frage, die sich äußerst schwer im Einzelfall (Komplexität) oder erst in der Zukunft beantworten lässt. Beispiel E-Mobilität in einem System der Abwrackprämien und immer breiteren, größeren Individualfahrzeugen, also in einem kapitalistischen Wirtschaftssystem eben.
Die ‘Systemfrage’ wird heute ja schon gestellt, aber natürlich soll der Wandel innerhalb des kapitalistischen Wirtschaftssystems möglich sein. Ich meine, eine systematische Entkoppelung von Demokratie (beibehalten und stützen!) und Kapitalismus (transformieren!) ist angezeigt. Der Kapitalismus ist sicher nicht zu reformieren, sondern muss ersetzt werden, ob allmählich oder bruchhaft – auf jeden Fall durch zwingende politische, gesellschaftliche, demokratische Prozesse.
Denn was macht unser einziges Wirtschaftssystem jetzt? Das Gesetz der Kapitalakkumulation erzwingt Wachstum (‘Wachstumszwang’). Das ökonomische Streben nach Profit und individuell die Gier nach Belohnung durch Reichtum oder Konsum sind der Motor der heutigen Wirtschaft, das Geld ist der Schmierstoff dazu.
Da hat die Ökologie keine Schnitte. ‘Ausgleichsmaßnahmen’ könnte ich alles nennen, was auf der Habenseite des natürlichen Lebens steht. Wir sehen ständig, dass bisherige technologische Maßnahmen noch keine Erfolge gebracht haben.
Was wir in der Konsequenz brauchen, um unseren Lebensstil auf breiter Linie, also gemeinsam wirklich ändern zu können, ist: weniger wirtschaften! Wir müssen weniger produzieren und für Geld arbeiten, letztendlich das Einkommen herunterfahren (Reiche deutlich mehr – die anderen gegebenenfalls erst mal gar nicht!) und somit auch den Konsum, den Verbrauch von Ressourcen am anderen Ende. Haben wir das Geld aber erstmal in der Tasche, ob durch Arbeit verdient oder als Dividende abkassiert, bringen wir es auch in Umlauf, ob für Reisen, edle Bio-Steaks oder edle Spenden – das Geld rotiert und ist ja nicht weg. Und das heutige vereinzelte Individuum ist dankbares Ziel der kapitalistischen Bedürfnisindustrie.
Weg vom Wachstum zu kommen bedeutet ‘Degrowth’, Minuswachstum. Nur ‘weniger Wachstum’ bringt uns nicht zum Ziel Ob die kapitalistische Ökonomie das aushält, welche Antworten sie darauf hat oder wie sich sich verändert, wie die Staaten das reduktive Wirtschaften von vielen Individuen oder größeren Gemeinschaften, vielleicht auch Genossenschaften, flankieren müssen, ohne dass neue Wirtschaftskriege ausgerufen werden, wie man aus Firmenpleiten eine Art Gesundschrumpfen macht usw., das sind wichtige Fragen, die in der Folge Antworten finden müssen.
Die Staaten setzen Rahmenbedingungen, und die Menschen lernen gemeinschaftlicher, einfacher, aber solidarischer und glücklicher in einer natürlicheren Umgebung zu leben. Für so ein Leben gibt es sogar Vorbilder, Modelle und viele Ansätze. So sollte es dann irgendwann möglich werden, die global immer noch wachsende Zerstörung unserer Lebensgrundlagen aufzuhalten. Besser früher als später…
Danke an Erwin Hartmann
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Warburg
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Postwachstumsökonomie und Transformation(en) des Kapitalismus
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