Denke global, handle lokal

Im Rahmen des Treffens des Ortsverbands Grüne Warburg hat unser lieber Willi ein Impulsreferat zum Thema Klimawandel gehalten. Dabei hat er den Bogen vom globalen Problem hin zu lokalen Möglichkeiten gespannt und somit nochmal aufgezeigt, dass wir nicht auf Gesetzgebungen und Initiativen des Bundes warten sollten, sondern bereits lokal unsere Politik auf kommunaler Ebene auf die Bekämpfung des Klimawandels ausrichten sollten. Danke dafür!

Abschrift Impulsreferat: Klimawandel

Die Zeit drängt: Die Jahre 2015 bis 2018 waren nach Analysen der Weltwetterorganisation die vier wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen im 19. Jahrhundert. Und die 20 wärmsten lagen in den vergangenen 22 Jahren. Geht es weiter wie bisher, leben wir Ende dieses Jahrhunderts wohl in einer drei bis vier Grad wärmeren Welt.

Eine besonders dramatische Veränderung wird in den sog. „Kipppunkten im Klimasystem“ beschrieben: Unter einem Kippelement („Tipping Element“) wird in der Klimaforschung ein Teil des Klimasystems bezeichnet, dessen Zusammenhänge auf die Existenz eines Kipppunktes (im weiteren Sinn) hindeuten. (…) Wo genau ein solcher Punkt liegt (also z.B. bei welcher Temperatur, oder bei welchem Niederschlag er überschritten wird), bzw. ob er überhaupt existiert, ist bislang allerdings nicht aus Beobachtungen ableitbar. Ein solches „Umkippen“ stellt also ein Risiko dar, bei dem der Schaden gewaltig, aber die Wahrscheinlichkeit des Eintretens unbekannt ist. (Beispiele: Schmelzen des Meereises, Methanfreisetzung durch tauende Permafrostgebiete …)
Quelle: „Wikipedia“

Um den Trend zu stoppen, muss der Ausstoß von Treibhausgasen etwa aus der Verbrennung von Kohle und Öl oder auch der Tierhaltung in den kommenden Jahren drastisch reduziert werden.

Der Thinktank Club of Rome (CoR) hat einen „Klima-Notfall-Plan“ veröffentlicht, mit dem die globalen Treibhausgas-Emissionen bis 2030 halbiert und bis 2050 auf Null heruntergefahren werden sollen.

„Klimawandel ist keine zukünftige Gefahr mehr, er betrifft heute bereits Milliarden Menschen rund um den Erdball und jede Volkswirtschaft.“

Zehn-Punkte-Plan:

  • Stopp der Suche nach neuen Erdöl-, Erdgas- und Kohle-Lagerstätten sowie des Baus von Kohlekraftwerken ab 2020
  • Verbot von Verbrennungsmotoren in Neuwagen ab 2030, großflächige Aufforstungen und einen neuen Indikator für die Wohlstandmessung anstelle des Bruttosozialprodukts.

Transformation des Energiesystems

  • Stopp des weiteren Ausbaus der fossilen Energien in zwei Jahren, Streichung der staatlichen Subventionen dafür (rund 600 Milliarden Dollar jährlich)
  • frei werdende Finanzmittel in die Förderung der erneuerbare Energien und der Energieeinsparung stecken – Investitionen in Erneuerbare Energien bis 2025 verdreifachen
  • fiskalischen Maßnahmen: Mindestpreise für das Treibhausgas CO2 und CO2-Steuern einführen, andere Steuern senken, sozialer Ausgleich!
  • Finanzhilfen für den Strukturwandel z.B. in Kohlerevieren , Arbeitsplätze ( „gerechten Übergang“)
  • neue Gebäude und Renovierungen ab 2030 nur noch im Passivhaus-Standard ausführen
  • CO2-Flottenlimits für Autos und Lkw sollen bis 2030 um mindestens 50 Prozent und bis 2040 um 80 Prozent senken
  • Landnutzung: Gefordert wird unter anderem eine „klimasmarte“ Landwirtschaft gemäß dem entsprechenden Konzept der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen
  • Verdreifachung der globalen Investitionen in Wiederaufforstung und Erhaltung von Mooren und die Sanierung ausgelaugter Böden.
  • weltweite Bevölkerungswachstum unter Kontrolle halten, um auch so den Druck auf Klima und Naturressourcen zu begrenzen (Wachstum bis zur Jahrhundertmitte auf 10 Milliarden)

Ehrenpräsident des Thinktanks, Anders Wijkman:

„Heute sehen wir, dass das exponentielle Wachstum von Bevölkerung und Konsum seit Jahrzehnten mit den Grenzen der Biosphäre der Erde kollidiert.“

Quelle: Magazin der FR vom 06.12.2018

Was können wir tun?

Jeder kann etwas tun: weniger Energie verbrauchen, weniger Auto fahren, weniger fliegen, weniger Fleisch essen und, und … alles bekannte Themen.

Möglichkeiten vor Ort in Warburg:

  • ein differenziertes Verkehrskonzept (Verkehrsberuhigung, Nahverkehr, Radwege, …)
  • weniger Flächenversiegelung (Bebauungspläne, Private Gärten/Vorgärten, …)
  • eine ökologischere Landwirtschaft (andere Bewirtschaftung, andere Pflanzen, Fruchtfolge, …)
  • eine optimierte Waldwirtschaft (Mischwald, …)
  • Erweiterung der Stadtbegrünung (Fassadenbegrünung, Begrünung von Flächen, bepflanzte Hitzeinseln, …)
  • eine fokussierte Energiepolitk (Energiesparmaßnahmen, mehr Fotovoltaik auf Dächern, …)

Hans Joachim Schellnhuber zur Tatenlosigkeit vieler Staaten:

„Das Defizit ist irrsinnig. Kaum ein Staat tut genug. Wir fahren diesen Planeten gerade gegen die Wand.“

„Jungen Leuten, die ich treffe, sage ich: Eure Zukunft wird euch gerade gestohlen – seid ihr nicht zornig, seid ihr nicht ärgerlich?“

Weitere Anmerkungen zum Klimawandel

Positiv zu vermerken ist, dass der Ortsverband am Thema weiterarbeiten wird, wobei es besonders um die Erarbeitung konkreter Konzepte zur Umsetzung einer klimafreundlichen Entwicklung vor Ort in Warburg gehen soll.

Grundsätzlich – denke ich – müssen wir beachten, dass eine Lösung des Problems nur auf drei Ebenen erfolgen kann.

auf der Ebene jedes einzelnen Menschen:

Wir alle hinterlassen unseren „Fußabdruck“ in der Entwicklung des Klimas. Unsere moderne Lebensweise fordert viel Ressourcen und heizt das Klima weiter an. Viele von uns leben in großen Wohnungen, sind oft mit dem Auto unterwegs, machen Reisen in ferne Länder und konsumieren sehr viel. Es geht nicht darum, uns unsere Lebensweise zu vermiesen. Es geht darum, unser Bewusstsein zu wecken, damit wir überlegen, was wir selbst konkret ändern können. Ein ständig weiter fortschreitendes Wachstum der Wirtschaft ist auch ein Resultat unserer immer anspruchsvolleren Lebensweise. Ich frage mich immer öfter, wohin denn dieses ständige Wachsen führen soll. Den Klimawandel aufzuhalten, wird nicht funktionieren, ohne dass wir-jede, jeder von uns – Schritte gehen, die weh tun.

Das ist keine Panikmache, denn: „Für Verzweiflung haben wir keine Zeit.“ (Al Gore, früherer US-Vizepräsident) Entnommen der Frankfurter Rundschau vom 17.12.2018

auf lokaler Ebene, auf der Ebene von Gemeinden und Städten:

Hier ist in den letzten Jahren schon Einiges in die Wege geleitet worden:

Energie sparen in öffentlichen Gebäuden, Schritte zur Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs, Ausbau von Radwegen usw.. Weitere Schritte müssen aber folgen im Bereich des Nahverkehrs. Wenn Bürgerinnen und Bürger weniger Auto fahren sollen, muss der Nahverkehr attraktiver und preiswerter werden.

Wir brauchen auch ein neues Konzept für die Innenstädte: weniger Verkehr und damit sauberere Luft, mehr Grün für ein gesundes Klima. Das wird bei einer fortschreitenden Erderwärmung unabdingbar, der letzte Sommer bietet genügend Anschauungsmaterial.

Ein wichtiger Aspekt ist ferner, die Versiegelung von Flächen zu reduzieren. Dazu bedarf es neuer Bebauungskonzepte. Selbst bei der Gestaltung unserer eigen Gärten und Vorgärten müssen wir darauf achten, weniger Fläche zu versiegeln – etwa durch Steinflächen.

Der Ausbau erneuerbarer Energiequellen kann auch bei uns weiter gefördert werden, z.B. durch den Ausbau von Photovoltaik auf unseren Dächern.

auf höchster politischer Ebene, in Deutschland, in der EU und weltweit:

Für mich ist es unfassbar, dass in der Politik so wenig gehandelt wird. Die Ergebnisse der Weltklimakonferenz in Kattowitz sind doch eher dürftig. Und selbst Deutschland, das lange als Vorreiter in Fragen des Klimaschutzes galt, verpasst die selbst gesteckten Klimaschutz-ziele erheblich. Das scheint bei den verantwortlichen Politikern kaum jemanden zu beunruhigen. Eine Trendwende ist nicht in Sicht, obwohl weltweit anerkannte und kompetente Klimaforscher, dringend notwendige und drastische Absenkung der Emissionen fordern. Im Gegenteil: „Der globale CO₂-Ausstoß steigt auch 2018 deutlich an und erreicht voraussichtlich einen neuen Rekordwert.“ (Friederike Meier und Joachim Wille im FR-Magazin vom 06.12.2018) Hinzu kommt, dass führende Politiker in den USA, in Russland, neuerdings in Brasilien und in anderen Staaten den Klimawandel leugnen, eine Verwendung fossiler Energieträger fördern und ein Ansteigen der Emissionen forcieren (siehe z.B. das Abholzen des Regenwaldes in Brasilien). Was wir heute dringend brauchen, ist „eine Volksbewegung von unten, die den Politikern weltweit Feuer unter dem Hintern macht …“

(Joachim Wille im Leitartikel der FR vom 17.12.2018). Da ist die Bewegung junger Aktivisten (Schülerstreiks) ein erfreuliches Signal. (Vgl. Interview mit dem Schüler Karl Klingeberg in der FR vom 11.01.2019)

Für mich muss eine echte Klimapolitik auf allen drei Ebenen erfolgen und dafür zu kämpfen, ist unsere Aufgabe, wenn wir das 1,5 bis Zwei-Grad-Ziel erreichen wollen. Dabei kommt es auch darauf an, dass alle Maßnahmen sozial ausgewogen sind. Das heißt: Die reichen Industrienationen der Erde, die ja auch die größten „Einheizer“ des Weltklimas sind, haben den höchsten Anteil der Kosten zu tragen. Auch in unserer Gesellschaft gibt es viele Menschen, die vom ständig wachsenden Wohlstand wenig profitieren. Sie müssen bezüglich der für die Rettung des Klimas entstehenden Kosten ganz besonders entlastet werden.

Lieben Gruß Willi (…Danke dafür!)

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