Apokalypse im Warburger Stadtwald

Gut besucht war die Rad-Exkursion der Warburger Bündnisgrünen in den Stadtwald.

Klimakatastrophe im Stadtwald -Exkursion der Bündnisgrünen

„Das Ausmaß der Waldschäden im Warburger Stadtwald ist Besorgnis erregend“, erklärt Doris Hauck, Ratsmitglied der Warburger Bündnisgrünen. Der Warburger Ortsverband hatte zu einer Besichtigung des Stadtwaldes eingeladen, 21 Teilnehmer hatten sich mit dem Rad auf den Weg in den Stadtwald bei Scherfede gemacht, wo sich der zuständige Förster Uwe Müller über das Interesse an der Forstarbeit freute. „Das ist die erste politische Gruppe, die sich hier direkt mit dem Thema Waldentwicklung und Forstschäden auseinandersetzt“, sagte Müller.  

200 Jahre habe man von der Fichte jetzt gut gelebt und sie auf der Hälfte der Stadtwaldfläche angebaut – immer auch in Begleitung von Sturm- und Käferschäden. „Die Fichte gehört hier eigentlich nicht hin, ist aber in der Nachkriegszeit aus wirtschaftlichen Gründen hier gepflanzt worden“, erläutert Müller. Dass die Fichte nun in kurzer Zeit von zwei Jahren extremer Trockenheit und Hitze den Förstern unter den Händen komplett wegstirbt, sei bisher undenkbar gewesen, so Müller. Etwa vier Quadratkilometer, also 400 Hektar, seien nun kahl gestellt. Dieser Anblick erfülle ihn mit Trauer, berichtet der langjährige Förster.

„Die riesigen Mengen Schadholz mussten zu Schleuderpreisen auf den Markt gebracht werden“, weiß Müller. Ein Teil des Holzes wurde in Container verfrachtet und nach China verschifft, auch mit der Bahn werde Holz in Richtung Fernost verfrachtet, ergänzt Willi Bott, Vorstandsmitglied der Bündnisgrünen, der als Förster im Ruhestand die Hintergründe kennt.  Die nun anfallenden immensen Pflanz- und folgenden Pflegearbeiten würden die  Stadtkasse auf Jahre hinaus belasten, meint Bott. „Wir würden uns beim Wiederaufbau und den  Pflanzarbeiten freuen, wenn wir von Bürgern, Schülern und Praktikanten Unterstützung fänden “, meint Förster Uwe Müller. Die öffentlichen Fördermittel seien in dieser Hinsicht ein „Tropfen auf den heißen Stein“. Das Problem sei im Landwirtschaftsministerium in seiner ganzen Tragweite wohl nicht angekommen, erklärt Förster a.D. Willi Bott, der Mitglied im Fortausschuss ist.

Gepflanzt werden über die nächsten Jahre verteilt trockenresistentere Baumarten wie Tanne. Douglasie, Eiche, die aber auch gern vom Wild als „Snack“ verbissen und so nicht überleben würden. Eine umfassende Umfriedung der Neupflanzungen sei nicht zu leisten. Durch die Umorientierung der Jagdpachtverträge – finanzielle Beteiligung an den Wildschäden bei reduzierter Jagdpacht – habe man aktive Jäger als fundierte Unterstützer des Waldes gefunden.

Uwe Müller regt in der Diskussion an, das örtliche Holz nicht nur zu exportieren, sondern dass es durch neue Bauordnungen in der Region in Holzhäusern und Heizungen (Pellets) Verwendung finden würde. Einig war man sich in der Diskussion, dass der Klimawandel und seinen Folgen nicht abschätzbar sei und man damit  auch nicht auf den Fortbestand der Buchenwälder als Wirtschaftswald setzen könne. Denn hier fallen ebenfalls bereits schon große Schadholzmengen an. Die lang anhaltende Trockenheit führe auch bei den Buchen zu Schäden. Nachdenklich malte Förster Uwe Müller mit Blick auf die Nichteinhaltung der Klimaziele das Bild an die Wand, dass demnächst nur noch Eichen mit der Trockenheit umgehen könnten. „Danach bleibt nur noch die Versteppung“, so Müller mahnend. Das Waldsterben betreffend sprach er auch nicht von einer Katastrophe, sondern von einer „Apokalypse“, die viele Waldbesitzer materiell und seelisch zerstört hätte.

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