Kreisübergreifend haben die Warburger und Marsberger Bündnisgrünen mit einer gemeinsamen Aktion den Auftakt zur Reaktivierung des ersten Frühzugs auf der Oberen Ruhrtalbahn gemacht. Vom Bahnhof Warburg ging es mit der grünen Kandidatin zur Bundestagswahl Maria Tillmann für den Hochsauerlandkreis und Nik Riesmeier, Bundestagskandidat der Bündnisgrünen für den Wahlkreis Höxter-Lippe-Gütersloh, gemeinsam mit der Verkehrsexpertin Martina Denkner per Bahn nach Marsberg. Dort sind die Bündnisgrünen mit dem Experten Stefan
Weh vom ökologischen Verkehrsclub Deutschland (VCD) Hochsauerlandkreis fachlich in den Austausch gekommen. „Dieser Aktion sollen noch weitere folgen“, sagt Christian Böttcher, Fraktionssprecher der Marsberger Stadtratsfraktion der Bündnisgrünen.
Stefan Weh, Vorsitzender des VCD Hochsauerlandkreis, hatte auf einige „Baustellen“ auf der Oberen Ruhrtalbahn hingewiesen, die angegangen werden müssen. „Der vor 13 Jahren gestrichene Frühzug muss dringend wieder eingeführt werden, denn wir haben im ganzen westfälischen NWL-Gebiet vom Münster- bis ins Siegerland in Marsberg die rote Laterne, was das frühe Grundangebot von Zügen angeht“, erklärt Weh. Auch seien die Rückbauten auf ein Gleis in der Zeit von 1968 bis 1984 zwischen Brilon Wald und Warburg auf 52 Kilometer zu beklagen. „Diese Situation muss dringend verbessert werden, damit die Züge, die in Marsberg verspätet ankommen, ihre Verspätung nicht länger an die Züge der Gegenrichtung übertragen“, so der Verkehrsexperte. Stefan Weh setzt sich auch dafür ein, bessere Anschlüsse für die schienenfernen Kommunen im Umkreis der Oberen Ruhrtalbahn mindestens im Stundentakt auch am Wochenende einzurichten. In Scherfede startet der erste Zug nach Osten um 7:03 Uhr und hat damit mit Marsberg die rote Laterne im SPNV-Angebot in Westfalen. In Warburg kann man direkt um 6:18 Uhr den ersten RE 11 nach Kassel erreichen.
Maria Tillmann, Bundestagskandidatin von B ́90/Die GRÜNEN im Hochsauerlandkreis, weist darauf hin, dass bei der angestrebten Verkehrswende „die damals politisch verordneten Engpässe auf dieser Linie beseitigt werden müssen, denn sie sind eine echte Katastrophe. Dabei ist nicht Geld das Problem, sondern der fehlende politische Wille“, so Tillmann. Es werde im Verkehrssektor so unvorstellbar viel Geld investiert beziehungsweise verschwen-
det. „Im Bundesverkehrswegeplan haben wir über 1.000 Projekte für Bundesfernstraßen. Das ist überhaupt nicht mehr zeitgemäß. Das zur Verfügung stehende Geld nun für eine echte Verkehrswende auch und gerade bei uns im ländlichen Raum zu verwenden, ist jetzt das Gebot der Stunde“, so Tillmann.
Josef Schrader, Fraktionssprecher der Warburger Bündnisgrünen, setzt sich auch dafür ein, dass die Rückbauten zwischen Brilon-Wald und Warburg zurückgenommen werden müssen. Gerade die Obere Ruhrtalbahn könnte für eine Verbindung zwischen Hagen/Schwerte bis nach Warburg ein wichtiger Teil der Verkehrswende werden, meint Schrader. „Diese Verbindung sorgt für eine sichere Anbindung des südlichen Teils des Kreises Höxter und des Hochsauerlandkreises an das Ruhrgebiet“, betont Schrader.
„Ein zeitgemäßer Ausbau der Strecke ist auch unter touristischen Aspekten von großer Bedeutung“ ergänzt Stadtratsmitglied Hermann Ludwig mit Blick auf den kreisübergreifenden Diemelradweg und den Rundwanderweg
„Diemeltaler Schmetterlingssteig“. Der zweigleisige Ausbau sei wichtig, man könne zugleich auch über die komplette Elektrifizierung nachdenken. Die kommende Bundesregierung sei hier gefordert, die dazu notwendigen Entscheidungen und Planungen voran zu treiben, beziehungsweise diese in den Bundesverkehrsplan mit aufzunehmen.
Diskutiert wurde in diesem Zusammenhang auch über die vom Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) geplante Investition der beheizten Wartehalle auf dem Mittelgleis des Warburger Bahnhofs. Ab Dezember 2022 soll nun der RE 17 von Hagen in Warburg enden. Alle Fahrgäste müssen dann in den auf 1h-Takt verdichteten sehr erfolgreichen RE 11 RRX umsteigen. „Wie können wir dafür sorgen, dass die 250.000 Euro des NWL in etwas Besseres investiert werden als in eine beheizte Wartehalle?“, fragt Stefan Weh.
Doris Hauck, Vorsitzende des Mobilitätsausschusses der Stadt Warburg, setzt sich mit der Fraktion der Bündnis-
grünen für ein Gesamtkonzept ein. Eine Mobilitätsstation und eine ganzheitliche Überplanung des Warburger Bahnhofs werde angestrebt. Dabei sollen auch die derzeit nicht genutzten Nebengebäude in die Überlegungen einbezogen werden. Nachdrücklich verweist sie zudem darauf, dass Bahnkunden auch frühe und späte Züge benötigen, um von den Fernzügen nach Hause zu kommen.
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