Belgische Forscher haben herausgefunden, dass Fahrzeuge mit Elektroantrieb über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg deutlich weniger Treibhausgase ausstoßen als Autos mit Dieselmotor. An Metallen für Batterien gebe es keinen Mangel.
Häufig gegen die Elektromobilität ins Feld geführte Gegenargumente ziehen nicht, wenn es nach einer am Donnerstag veröffentlichten Studie der “Vrije Universiteit” Brüssel (VUB) geht. Die beteiligten Wissenschaftler haben im Auftrag der Denkfabrik “Transport & Environment” (T&E) berechnet, dass die Kohlenstoffdioxid-Emissionen von Elektro-Autos selbst in Polen, wo der Anteil von Kohlekraftwerken an der Energiegewinnung in der EU besonders groß ist, insgesamt um 25 Prozent niedriger liegen als bei einem Dieselfahrzeug. In Schweden falle die Umweltbilanz mit 85 Prozent weniger CO2-Ausstoss sogar noch deutlich besser aus, da dort besonders viel Strom aus alternativen Energiequellen erzeugt werde.
Ganzheitlich betrachtet
Für die Analyse haben die Forscher den gesamten Lebenszyklus eines E-Autos betrachtet, also auch dessen Fertigung, die Batterieherstellung und den gesamten Energieverbrauch miteinbezogen. Bisherige Studien untersuchten immer nur Teilbereiche wie den Ressourcenverbrauch bei der Akku-Produktion für Pkw. Schon dabei lautete aber der Tenor, dass Elektroautos in der Umweltbilanz zumindest etwas besser abschneiden.
Den Treibhausgas-Fußabdruck Polens schätzen die Autoren der Arbeit auf 650g CO2/kWh, was deutlich unter Berechnungen des Forschungsarms der EU-Kommission, dem Joint Research Centre, vom vorigen Jahr liegt. Für Deutschland geben sie einen ebenfalls vergleichsweise schlechten Wert von 410g CO2/kWh, sodass sie dort auf einen Umweltbonus von 45 Prozent bei einem E-Auto kommen. Die Bestwerte in Schweden basieren auf der Annahme eines Ausstoßes von 20g CO2/kWH bei der Energieerzeugung.
Durchschnittlich werden Elektro-Fahrzeuge in der EU 2030 rund halb soviel Kohlendioxid ausstoßen wie Dieselautos beim Einbezug der Emissionen während des Fertigungsprozesses, prognostiziert Yoann Le Petit, Leiter E-Mobilität bei T&E, anhand der Studienergebnisse. Im vergangenen Jahr habe die Brennstoffindustrie rund um batteriebetriebene Pkw “eine Menge Fake News” produziert, monierte er gegenüber dem britischen Guardian. Nun sei klar, dass E-Autos in jedem Fall das Klima weniger belasteten als Pendants mit vergleichsweise sauberen Verbrennungsmotoren.
Rohstoffe sind verfügbar
Gegner der E-Mobilität führen auch oft ins Feld, dass die Rohstoffressourcen gar nicht ausreichen, um deutlich mehr batteriegetriebene Fahrzeuge herzustellen. Laut T&E hat die Forschung aber auch hier gezeigt, dass die Verfügbarkeit wichtiger Metalle wie Kobalt oder Lithium “in den kommenden Jahrzehnten” nicht eingeschränkt sei. Bei letzterem etwa reichten die Reserven für gut 185 Jahre. Die Elektrorevolution werde an diesem Punkt also nicht scheitern, zumal künftige Batterien wohl weniger natürliche Rohstoffe erforderten. Der Metallabbau sollte trotzdem höchsten Standards entsprechen, um die Folgen für Umwelt und Gesellschaft zu berücksichtigen.
Derzeit beträgt der Anteil von Elektro-Autos am gesamten Markt für neu verkaufte Fahrzeuge im EU-Durchschnitt nur 1,7 Prozent. Die EU-Kommission will im November Maßnahmen vorstellen, um die E-Mobilität und emissionsarme Antriebe zu beflügeln. Eine Quote für “Stromer” hat sie dabei zunächst ausgeschlossen. Die Brüsseler Regierungseinrichtung gehört genauso zu den Geldgebern von T&E wie etwa die Europäische Umweltstiftung, eine norwegische Entwicklungsagentur oder das Bundesumweltamt.
Ein Bericht von Stefan Krempl unter: heise.de
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