Winzige Kunststoffrückstände finden sich in allen Seen und Flüssen im Land. Dies hat eine länderübergreifende Untersuchung ergeben. Es gilt jetzt herauszufinden, wie genau das Mikroplastik dorthin gelangt und welche Folgen dies für die Umwelt haben kann.
Die Landesanstalten und Landesämter für Umwelt der Länder Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz haben heute ihren gemeinsamen Bericht „Mikroplastik in Binnengewässern Süd- und Westdeutschlands“ veröffentlicht. In Baden-Württemberg wurden hierzu Daten von insgesamt 23 an der Wasseroberfläche gelegenen, repräsentativ ausgewählten Messstellen im Bodensee, im Hochrhein, im südlichen Oberrhein, in der Kinzig, im Kriegbach und im Kraichbach sowie im Neckar und in der Körsch, der Würm, der Enz, im Kocher und in der Jagst ausgewertet.
Für Umweltminister Franz Untersteller, der im Sommer 2014 den offiziellen Startschuss für die Untersuchungen in Baden-Württemberg abgegeben hatte, zeigt der Bericht, dass das Thema Mikroplastik auch in den kommenden Jahren auf der umweltpolitischen Agenda stehen müsse: „Leider hat das Pilotvorhaben das bestätigt, was wir vor einigen Jahren befürchtet haben: Kleinste Kunststoffteilchen lassen sich inzwischen in praktisch allen Flüssen und Seen im Land nachweisen.“
Forschung weiter vorantreiben
Nun müsse die Forschung auf diesem Gebiet weiter vorangetrieben werden, sagte Untersteller. Noch sei zu wenig dazu bekannt, welche möglichen Auswirkungen die winzigen Teilchen auf die Umwelt, insbesondere auf Fische sowie andere Tier- und Pflanzenarten in den Gewässern, haben könnten. „Auch benötigen wir belastbare Daten darüber, auf welchen relevanten Pfaden das Mikroplastik in unsere Flüsse und Seen gelangt. Mithilfe dieser Informationen könnten wir dann konkrete Maßnahmen erarbeiten, die die Mikroplastik-Konzentrationen in unseren Gewässern spürbar reduzieren können.“
Das Umweltministerium Baden-Württemberg fördert im Rahmen seines Umweltforschungsprogramms BWPLUS ein Vorhaben zur „Bestimmung, Quantifizierung und Bewertung von Mikrokunststoffen in Komposten, Gärresten und Böden“ mit rund einer Million Euro. „Wir wollen hiermit dazu beitragen, dass eine Methodik entwickelt wird, die Mikrokunststoffpartikel vergleichsweise rasch und günstig erkennen kann“, betonte Minister Untersteller. Zudem sollen hiermit die relevanten Vorgänge und Einflussfaktoren beim Abbau von Kunststoffpartikeln in Kompostierungs- oder Vergärungsanlagen sowie ihr Einfluss auf die Bodenqualität näher untersucht werden. Das Projekt startet noch im Frühjahr 2018 und hat eine Laufzeit von drei Jahren.
Wir sind gefordert
In den Ozeanen schwimmen riesige Teppiche mit Plastikmüll. Wer sie sieht, erschrickt. Dagegen fallen die winzigen Plastikteilchen in den Flüssen vor unserer Haustür gar nicht auf. Dabei sind auch sie eine Gefahr für das Ökosystem. Ob sie unsere Gesundheit ruinieren, wenn wir die Partikel zum Beispiel über das Trinkwasser oder Fische aufnehmen, ist noch unklar. Das Bundesinstitut für Risikobewertung traute sich zuletzt noch keine Einschätzung zu.
Gesund sind die Plastikpartikel bestimmt nicht. Und weil die Kläranlagen sie nicht vollständig herausfiltern können, sind wir Bürger gefordert, die Menge der Plastikverpackungen zu reduzieren und natürliche Produkte zu verwenden statt Peelings, Zahncreme und Lippenstifte, denen die Hersteller Kunststoffpartikel hinzufügen, damit die Anwender einen mechanischen Reinigungseffekt erzielen.
Plastiktüten sollten nicht weggeworfen und am besten gar nicht mehr verwendet werden. Und der Joghurt aus dem Glas schmeckt genauso gut wie der aus dem Becher. Wir Bürger können also etwas tun gegen die »unsichtbare Gefahr«, wie der BUND Mikroplastik in den Gewässern nennt.
Ein Kommentar aus dem Westfalen Blatt vom 16.03.2018 von Ditmar Kemper
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